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Weihnachten in Spanien: andere Länder, andere Sitten

 

Wer aus Deutschland eine besinnliche Weihnachtzeit kennt ist muss sich in Spanien schwer umgewöhnen. Die Adventszeit verstreicht auf der iberischen Halbinsel ohne besondere Aufmerksamkeit und ohne besondere kirchliche Feiertage, wenn man den 8. Dezember, den Tag von Mariä Empfängnis ausnimmt, der in Bezug auf Weihnachten unbedeutend ist.

 
Die eigentliche Weihnachtszeit beginnt hier traditionell mit der Ziehung der Weihnachtslotterie am 22. Dezember. Die Gewinnsummen und die Anzahl der Gewinne sind legendär und so kaufen sich fast alle Spanier ein Los. Am Vormittag des 22. verfolgen sie dann die Ziehung der Zahlen am Fernseher, in dieser Zeit sind die Straßen nahezu menschenleer und die Bars voll.  
Am 24. wird tagsüber ganz normal gearbeitet und erst am Heiligen Abend, der noche buena, trifft sich die Familie zu einem ausgiebigen Weihnachtsessen. Spekulatius, Lebkuchen und Spritzgebäck als Knabbereien sind hier allerdings unbekannt, man isst traditionell u. a. Turron, eine Süßigkeit aus Honig, Mandeln, Zucker und Eiern. Die noche buerna ist aber auch eine Festivität bei der die Spanier gerne ein Gläschen oder zwei trinken. Wer mag geht alternativ in die Mitternachtsmesse: die Misa del Gallo, die Messe des Hahns. Sie wird so genannt weil ein Hahn die Geburt Christi als erster vermeldet haben soll. Am nächsten Tag und am 26. können die Spanier dann ausschlafen: die Tage sind  Feiertage, die Geschäfte sind geschlossen und die Kinder haben jetzt bis zum 7. Januar schulfrei.

Die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen ist ebenfalls ganz anders als in Deutschland, sie erinnert mehr an eine lustige Kirmesbeleuchtung mit Weihnachtsmotiven. Überall blinken die Weihnachtsmänner und grelle Plastikfiguren und weiße Kunststoffbäume machen dem Betrachter sofort klar: die Spanier mögen es bunt und knallig. Traditionell zum Beispiel in den Kirchen, wird eher mit Krippen dekoriert als mit Weihnachtsbäumen.
Wer sich daran nicht gewöhnen will und nicht auf seinen echten Tannenbaum verzichten will muss tief in die Tasche greifen. Der laufende Meter Tannenbaum ist nicht überall zu bekommen und kostet so zwischen 10 und 15 Euro. Auf Mallorca zum Beispiel gibt es im deutschen Laden an der Playa de Palma eine Woche vor Weihnachten Nordmanntannen. Auch Weihnachtsgänse aus Polen und Ungarn sind hier frisch zu haben, für knapp 15 Euro das Kilo werden mindestens 250 Stück, die meisten auf Vorbestellung, ganz frisch einen Tag vor Weihnachten geliefert. Ansonsten ist die traditionelle Weihnachtsgans nicht ganz so einfach zu bekommen, die Spanier selbst bevorzugen nämlich Truthahn oder essen anderes Fleisch oder Fisch an den Festtagen.
Wer einen gemütlichen Bummel auf dem Weihnachtsmarkt machen möchte hat eine große Auswahl. Märkte gibt es viele, aber oftmals werden leider in den Weihnachtsbuden nur die üblichen Marktwaren angeboten, die überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun haben. Hochwertiges Kunsthandwerk und weihnachtliche Holzarbeiten sucht man auf manchen vergeblich. Ein positives Beispiel für traditionelles Kunsthandwerk und weihnachtliche Stimmung ist der Weihnachtsmarkt in Barcelona: die Fira de Santa Llucia neben der Kathedrale.
Hier gibt es an 300 verschiedenen Ständen die klassischen, handgearbeiteten Krippenfiguren, die Figuritas de Belén zu kaufen. Außerdem werden Dekorationsartikel und Handarbeiten aller Art verkauft. Den Markt gibt es schon seit 1786 und er findet jedes Jahr vom 27. November bis zum 23. Dezember statt.
Wer seine Lieben nach spanischer Tradition beschenken will muss allerdings viel länger als in Deutschland warten.  
Die Geschenke gibt es erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Dann allerdings kann das Ganze schon sehr romantisch sein. In einigen Orten Spaniens können die Geschenke bei der Stadtverwaltung abgegeben werden und Reiter, die sich als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidet haben bringen sie den Kindern bis an die Tür. Doch Hand auf’s Herz, wer will sich in diesem Punkt schon integrieren? Wir, und vor allem unsere Kinder, wollen unsere Geschenke am heiligen Abend haben, egal ob wir uns gerade in Deutschland aufhalten oder ob wir in Spanien sind. Wenn die Spanier ihre Geschenke auspacken haben wir Deutschen unsere ganz sicher schon benutzt, angezogen, aufgegessen, leergetrunken oder umgetauscht.
Selbst Deutsche, die schon ganz lange in Spanien leben ändern in diesem Punkt ihre Gewohnheiten nicht. Schließlich müssen sie schon auf den Weihnachtsmann, Adventskalender und -kränze verzichten…die sind hier nämlich völlig unbekannt, und wenn vorhanden ein Zeichen für die Anwesenheit von Auswanderern und sehr vielen Touristen.

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