Wann wird Spanien um Hilfe rufen
Die Lage der spanischen Wirtschaft lässt eine Rettung aus eigener Kraft nicht mehr zu. Deshalb wird auch Spanien in absehbarer Zeit unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen.
Die Wirtschaft steckt tief in der Schuldenkrise. Billige Kredite hatten noch bis Mitte 2008 für einen beispiellosen Bauboom und steigenden Konsum gesorgt.
Im April diesen Jahres dann, 2011, weist Spanien eine Arbeitslosenquote von 21,6 Prozent aus. Nach Daten des europäischen Statistikamts Eurostat betrug im Februar 2011 die Jugendarbeitslosigkeit sogar 43,5 Prozent. Dies schlägt sich auch im Einzelhandel mit rückläufigen Absatzzahlen, Minus 8.6 Prozent im April, nieder.
Sowohl die spanische Bevölkerung als auch der Staat haben zu lange über ihre Verhältnisse gelebt. Das Land hat das zweitgrößte Zahlungsbilanzdefizit der Welt hinter den USA. Den größten negativen Beitrag dazu liefert das Handelsbilanzdefizit, das schon lange nicht mehr durch den Tourismus kompensiert werden kann.
Wie in den USA brach auch in Spanien der Hauptwirtschaftszweig Immobilien und Bau ein. Das hat sich in der Folge auf nahezu alle Wirtschaftsbereiche ausgewirkt. Hinzu kommen die Unternehmensstrukturen in Spanien. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen haben weniger als 20 Mitarbeiter, mehr als 50 Prozent der Betriebe sind Einzelunternehmen. Solche Strukturen schwächen die Wirtschaftsleistung.
Die Folge, die Produktivität der spanischen Wirtschaft ließ im internationalen Vergleich stark nach und verharrt auf tiefem Niveau. Mit Wachstum ist in Spanien zurzeit nicht zu rechnen.
Für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes sind Reformen bei Bildung und Qualifikation erforderlich. Das dafür benötigte Investitionskapital ist aber nicht vorhanden.
Die jüngsten Defizite im Haushalt signalisieren, dass Spanien ohne drastische Budgetkürzungen und Steuererhöhungen keinen Ausweg aus der immensen Verschuldung finden wird. Ob das aber in einer über Jahrzehnte konsumgewohnten Gesellschaft durchzusetzen ist darf bezweifelt werden.