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Tausende Empörte auf den Strassen von Spanien – riesiges Polizeiaufgebot

 

Allein 1000 Polizisten sollen heute (19.06.2011) dafür sorgen, dass es bei den Protestmärschen in der Hauptstadt keine Zwischenfälle gibt.
Zehntausende haben sich inzwischen auf dem Neptuno Platz versammelt, um abermals ihrem Unmut über die aus ihrer Sicht antisoziale und neoliberal beeinflusste Politik der Parlamentarier kundzutun. Die Spanier, die Griechen und die Bürger vieler anderer Nationen sind es leid, dass sich wenige die Taschen vollmachen und Milliarden verspekulieren. Sie sehen es nicht ein warum sie die Zechen zahlen sollen, sie, die kleinen Leute, die vorher schon nicht viel hatten.
Daher ist es auch zu erklären, dass die Aufrufe der Bewegung „Demokratie jetzt“ über die sozialen Netzwerke, vornehmlich über twitter so einen fantastischen Erfolg haben. Heute wird in 98 Städten in der ganzen Welt demonstriert, es sind Städte dabei wie New York, Bogota und Düsseldorf, Athen oder eben Madrid. Denn die Verzweiflung der Menschen kennt keine Landesgrenzen. Armut ist hart und es macht überhaupt keinen Unterschied ob man in Spanien oder in Kolumbien arbeitslos oder arm, oder beides ist. In diesen und vielen anderen Ländern fällt man sehr schnell durch das dünne soziale Netz, während der reiche Banker nebenan an seinem Landhauspool baut – mit Schwarzarbeitern wahrscheinlich auch noch. So jedenfalls erlebt man es gerade in Spanien sehr oft. Krumme Geschäfte, Korruption und Vetternwirtschaft werden toleriert, das soziale Netz hingegen weiter perforiert.

Die Angst der spanischen Regierung ist jedenfalls riesengroß, die Politiker müssen sich seit Wochen anhören, dass sie die indignados (Empörten) nicht vertreten. „No nos representan“ ist der allgemeine Leitslogan der Bewegung. Experten vermuten schon jetzt, dass 15-M einen dauerhaften Einfluss auf die spanische Politiklandschaft haben wird, keine Partei kann sie ignorieren.
Pech für die Politiker, die geglaubt hatten der Spuk sei vorbei, als die Zeltlager in Barcelona, Madrid und anderswo vor einer Woche abgebaut wurden. Spätestens mit den Protesten der Empörten vor dem Parlament in Valencia war doch klar, dass die Bewegung noch lange nicht am Ende ist. Ein Sprecher von democracia ya  (Anm.: Red.: Demokratie jetzt) machte vor den Märschen in Madrid klar, dass man so lange weitermachen will bis sich die Dinge eben geändert haben. Da helfen auch keine 1000 Polizisten und zwei Helikopter, die die Demonstranten beobachten. Da helfen nur grundlegende Reformen, die eine direktere Demokratie ermöglichen und für soziale Gerechtigkeit sorgen.
Genau davor hat die besitzende und herrschende Klasse in Spanien Angst, sonst hätte man ja nicht auf friedliche Demonstranten in Valencia einprügeln lassen. Gefallen hat die Gewalt der Polizei aber wohl nicht allen. Die frisch gewählten Abgeordneten der vereinigten Linken kletterten solidarisch über die Absperrungen und gesellten sich zu den Demonstranten. Chapeau. 
Und welches Glück für die Regierung, dass die Bewegung der Empörten Gewalt verabscheut. Denn wenn diese Massen, die heute auf den Strassen sind, gewaltbereit wären? Na dann gute Nacht in Madrid und anderswo, auch mit 1000 Polizeibeamten oder mehr Staatsgewalt wären sie nicht aufzuhalten.
Der „Vater“ der Bewegung, Stefane Hessel,  Verfasser des Buches `EMPÖRT EUCH`, hatte vor den Demonstrationen ausdrücklich zu Gewaltlosigkeit aufgerufen. Die Organisatoren von democracia ya gingen sogar noch weiter und kündigten per twitter an, dass gewaltbereite Teilnehmer von der Gruppe ausgeschlossen werden. Scheint so als ob am Ende nur die Demonstranten Angst vor Gewalttätigkeiten haben müssten.
    

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