Spanische Haushalte sparen an allen Ecken und Enden
Jeder vierte Spanier spart an den Ausgaben für Arzt und Zahnarzt, 41% aller Spanier sparen sogar am Essen. Das hat eine Umfrage des spanischen Zentrums für Soziologische Forschung (Centro de Investigaciones Sociológicas CIS) im vergangenen Dezember ergeben. Die Krise mit 5,3 Millionen Arbeitslosen zwingt die Haushalte an fast allen Ausgaben zu sparen. Die Haushaltsführung vieler Bürger ähnelt jetzt der in Kriegszeiten, so die Zeitung EL País. Mehr als sechs von zehn Bürgern haben ihre Gewohnheiten geändert, um Geld bei den Ausgaben für Kleidung, Strom, Wasser und Gas, Urlaub und Freizeitgestaltung zu sparen. Bei der aktuellen Befragung antworteten 43 % außerdem bei den Transportkosten zu sparen. Für Freizeitvergnügen geben sogar 69% weniger Geld aus. 69,8% gaben an die Kosten für Energie und Wasser zu kontrollieren. Und auch der Gesundheitsbereich ist betroffen: Die Zahnärzte gaben an 2011 zwischen 20 und 25% weniger eingenommen zu haben weil die Leute wegen der Krise Behandlungen aufschieben. Sie kommen nur noch bei dringenden Behandlungen und haben kein Geld mehr für präventive Maßnahmen.
Bei den Lebensmitteln greifen die Konsumenten aktuell eher zu günstigeren Alternativen. So wurde 2011 aufgrund des günstigeren Preises zum Beispiel mehr Huhn anstatt Rind gegessen. Außerdem essen die Menschen jetzt eher zu Hause als im Restaurant. 3,1 % weniger Lebensmittel und Getränke sind deshalb im letzten Jahr in Spanien an die Gastronomie verkauft worden. Im Gegenzug stieg die Zahl in den Haushalten um 1,1%, ausgenommen sind jedoch die Spirituosen. Hier fiel der Konsum in den Haushalten um sagenhafte 13,6%, Bier und Erfrischungsgetränke wurden aber mehr konsumiert.
Die Verhaltensänderungen sind auf mehr Preissensibilität zurückzuführen, die Qualität verliert hingegen an Bedeutung, da sind sich die Experten einig. Außerdem kaufen die Leute jetzt zuerst das Lebensnotwendige und erst später zusätzliche Güter in kleinerer Menge.
In der Woche essen die Leute zu Hause, die Restaurants haben deshalb seit 2008 16% ihres Umsatzes verloren, bestätigt Emilio Gallego vom spanischen Hoteliers Verband. Die Discotheken, Festveranstalter und Tanzlokale hat es noch härter getroffen: Ihr Umsatz sank seit 2008 um 22%, jede vierte Disco musste schließen. Und der Verkehrsbereich ist ebenfalls betroffen, es gibt 8,1% weniger Autos in Spanien als noch 2007.