EU-Gipfel straft Spaniens Banken ab
Nach der EU-Entscheidung Griechenland durch einen 50 % Schuldenschnitt wenigstens zum Teil zu entschulden steht die Finanzwelt Spaniens vertreten durch die Grossbanken Santander, BBVA, Bankia, CaixaBank y Popular weiterhin denkbar schlecht da. Wie Experten der Europäischen Bankenaufsicht EBA ermittelt haben brauchen die spanischen Banken mit 26.16 Milliarden Euro rund ein Viertel der Rekapitalisierungssumme, die die EBA als für die gesamte Euro Zone nötig errechnet hat. Damit haben Spaniens Banken den größten Kapitalbedarf direkt nach dem EU-Sorgenkind Griechenland. Dazu kommt noch sie müssen ihre Staatsanleihen neu bewerten und damit zusätzlich einen Verfall der erwarteten Rendite auffangen.
Doch wo soll das ganze Geld herkommen?
Die Wirtschafts- und Finanzministerin des Kabinetts Zapatero, Elena Salgado stellte gestern klar, man wolle keine staatlichen Hilfen, die Banken schafften die Rekapitalisierung allein. Die Banken seien stark genug, um die auf dem EU-Krisengipfel beschlossene Kapitalaufstockung zu meistern, hieß es weiter aus Madrid. Die Kreditinstitute könnten Eigentum verkaufen oder auf die Ausschüttung von Dividenden verzichten, so Salgado.
Mal ganz ehrlich: Was soll die gute Frau auch anderes sagen?
Die Arbeitslosigkeit in Spanien hat sich gerade gefährlich nahe der 5 Millionengrenze genähert, die Arbeitslosenquote liegt bei 21,5%. Mehr als 1,4 Millionen Haushalte erwirtschaften gar kein Einkommen weil alle ihre arbeitsfähigen Mitglieder arbeitslos sind.
Also woher sollte das Geld kommen wenn nicht von den Banken selbst?
Die Staatsverschuldung hatte schon 2008 50% des Bruttoinlandproduktes überschritten, schlimm genug, und es wurde seitdem nicht besser. Die Wirtschaft wächst seit langem nicht. Ich glaube nicht, dass Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero noch irgendwo eine Geheimschublade mit ein paar Milliarden Euro drin hat, ungehebelte – meine ich.
Allerdings glaube ich auch nicht, dass es einfach sein wird für die Banken Eigentum zu verkaufen, denn der Markt, vor allem bei Immobilien, ist paralysiert. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Banken die bereits vorhandene Kreditklemme verstärken werden, um mehr Eigenkapital zu sammeln. Das dürfte dann aber eben wieder einen Negativeffekt auf die Wirtschaft und eben auf den krisengeschüttelten Immobilienmarkt haben. Ob Senora Salgado daran gedacht hat? Oder wollte sie nur Parteikollegen Zapatero den Rücken stärken?
Wir wissen es nicht … der EU-Gipfel hat jedoch deutlich gezeigt, dass die politischen Entscheidungsträger eine zu große Angst haben zuzugeben, dass ihre Art von Neoliberalismus sich gerade selbst abschafft. Es werden Löcher gestopft und Ursachen vertuscht. Doch eine wahre Lösung der Probleme scheint überhaupt nicht in Sicht. Der Finanzpoker muss beendet werden, Geschäfts- und Investmentbanking müssen getrennt werden, das fordern Finanzexperten seit langem. So lange das nicht geschieht werden die Politiker damit beschäftigt sein den Scherbenhaufen, den die gierigen Finanzmarktjongleure und Spekulanten hinterlassen, immer wieder von neuem wegzuräumen. Und die Zeche zahlen dürfen die Steuerzahler, wie gehabt.