Balearen, Tourismus im Aufwind- fragt sich nur wie lange
Francesc Antich, seines Zeichens balearischer Ministerpräsident, erwartet eine Million mehr an Besuchern für die Saison 2011.
Das verkündete der stolze Minister jetzt auf der internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin und führt die tollen Aussichten auf Initiativen der balearischen Landesregierung zur Förderung der heimischen Tourismusindustrie zurück. Gerne würden wir den Ministerpräsidenten einmal fragen ob er ab und zu fern sieht oder eine Zeitung liest. Denn würde er das tun, hätte er erkannt, dass der Boom zu 100% auf die Krise in der arabischen Welt und den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland und Großbritannien zurückzuführen ist. Nun gut, was soll er auch sagen der Minister? Sicher möchte er nicht von Korruption und Vetternwirtschaft im Tourismusgeschäft berichten oder erklären müssen warum das Milliardenprojekt der Umgestaltung der besucherstarken Playa de Palma seit Monaten nicht weitergeführt wird.
TUI Chef Volker Boettcher hat wohl Zeitung gelesen und erkannt, dass die Gründe externer Natur sind und mit den Balearen und ihrer Tourismuspolitik, soweit existent, nichts zu tun haben. Er berichtete auf der ITB von einem bisherigen Buchungsplus von 50%. Da TUI der größte Reiseveranstalter auf den Balearen ist, hat sein Wort Gewicht.
Ein Ansturm ist zu erwarten und die Hoteliers fragen sich wo die Leute alle hin sollen?
Ich schlage vor sie machen es wie in den letzten 30 Jahren zu den Stoßzeiten der Hauptsaison wo die Menschen durch gezielt gesteuertes Oberbooking am Ende über die ganze Insel verteilt wurden. Dann können sie in diesem Jahr alle nicht so beliebten, schlechteren Hotels und damit auch ihre Taschen füllen. Denn beim Overbooking werden einfach viel mehr Buchungen angenommen als Betten vorhanden sind. Vor Ort erst wird den Reisenden dann erklärt, dass sie nicht im Originalhotel untergebracht werden können. Also Reiseleiter möchte ich in dieser Saison nicht sein. Denn der direkte Ansprechpartner der Reiseveranstalter muss vor Ort erklären und kompensieren, was andere aus Gier verbockt haben. Overbooking ist in den Osterferien und in den Sommerferien sowieso schon gang und gäbe, aber in diesem Jahr wird es wohl nach dem Buchungsboom einen Overbookingboom und damit viel Ärger geben.
Für die 20% Arbeitslosen auf den Balearen wird der Touristenzuwachs wohl leider keine dauerhafte Lösung bringen. Sie werden eine arbeitsreiche Saison erleben und danach abermals in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Neue Dauerarbeitsplätze werden nicht entstehen. Und am Ende werden Ägypten und Tunesien, sowie die anderen betroffenen arabischen Staaten schnell wieder aufholen. Denn ich weiß nicht wo die angeblichen Initiativen der Balearen Regierung gegriffen haben sollen: die balearischen Hotels haben immer noch viele Qualitätsmängel aufzuweisen, das Personal ist schlecht oder gar nicht ausgebildet und von Sprachkenntnissen außerhalb von Katalan oder Spanisch wage ich gar nicht zu träumen.
Ich fürchte der Traum vom Boom ist schneller ausgeträumt als der Ministerpräsident es möchte. Hätte er doch einmal Zeitung gelesen.